Der Blick über den eigenen Topfrand hinaus

 

Dieser Blogartikel ist dafür gedacht, das Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen hochsensiblen und normal sensiblen Menschen zu fördern.

 

Ich werde oft gefragt, ob ich hellsichtig sei. Nein, bin ich nicht. Aber ich, und übrigens auch eines meiner Kinder, bin hochsensibel, ausserordentlich empathisch und verfüge über eine ausgeprägte Intuition. Was bedeutet das für unseren Alltag? Wir sehen, wenn deine Haut- oder Augenfarbe heute eine andere Farbnuance trägt und du dementsprechend in einer anderen Gemütslage bist.  Deine Gestik, Mimik, die Art wie du deine Haare trägst macht für uns sichtbar, ob du heute in deiner natürlichen Spur liegst, oder ob du anderen nur was vormachst. An der Art wie du redest, wie du gewisse Worte verwendest und in welcher Frequenz du sprichst, erzählt uns mehr als das, was du eigentlich sagen möchtest. Das, was du gerade fühlst, denkst und welche Energien du in deinem energetischen Feld gerade mitbringst, ist für uns körperlich und emotional spürbar und manchmal sogar in inneren Bildern oder Worten wahrnehmbar. Es ist so, als würden gleichzeitig 10 verschiedene Fernseher mit verschiedenen Sendern laufen. Es fühlt sich in etwa so an, wie wenn man im knietiefen Meer steht und eine etwas grössere Welle auf dich zuschwappt und du leicht ins Wanken gerätst… eine Informationswelle.

 

Das braucht in unserem System viel Energie und viel «Verarbeitungsspeicher». Vor ein paar Wochen habe ich jemandem versucht zu erklären, dass mein Teenager wegen dieses «Sensibilitätspackages» einfach mehr Ruhe- und Erholungszeit braucht, dass alleine im Zimmer sein, wenn im Rest des Hauses «Lärm» herrscht, nicht genug ist. Es braucht diese absolute Ruhe, keine Geräusche, keine anderen Menschen … einfach Stille … Erholung. Die Antwort darauf war: «Ja, das gibt’s nun mal nicht, da muss er halt in den Wald ziehen.» Ich kann heute mit solchen Aussagen umgehen, ich verstehe, dass sie nicht verstehen … aus welchen Gründen auch immer. Und genau hier möchte ich die Brücke schlagen, eine Brücke des Verständnisses. Hochsensible Menschen nehmen solche Einstellungen als Respektlosigkeit und Abwertung wahr, auch wenn sie nicht ausgesprochen wurden. Es kann sich sogar wie unsichtbare Speerspitzen in unserem Herz anfühlen. Als durchschnittlich sensibler Mensch musst du einfach wissen, dass jeder deiner Gedanken, der nicht in gegenseitigem Respekt in deinem System ist, für uns wahrnehmbar ist. Wahrnehmbar als stimmungstrübender Gedanke, Verwirrung, bis hin zu körperlichem Schmerz. «Die Gedanken sind frei» gilt für uns nicht!

 

Und als hochsensible Person darfst du lernen, dass dein Gegenüber normalerweise keine absichtlich bösen Handlungen gegen dich plant. Sie sind sich einfach dessen nicht bewusst, was sie tun. Ich bin der Überzeugung, dass nur sehr wenige Menschen andere Menschen wirklich absichtlich verletzen. Und wenn, dann nur weil sie selbst verletzt sind … aber das ist eine andere Geschichte.

 

Also, was tun? Als normal sensibler Mensch hilfst du uns sehr, wenn du uns ehrlich Antwort gibst auf unsere Frage nach deinem Befinden, z.B.: « Ja, danke es geht mir gut, ich komme nur gerade aus einer anstrengenden Sitzung und der Ärger klebt noch etwas an mir.» Oder auch einfach: «Ich fühle mich gerade komisch, weiss aber nicht warum.» Weisst du, hochsensible Menschen sind immer sehr verständnisvoll und hilfsbereit, wenn wir spüren, dass der andere offen, ehrlich und authentisch ist. Und bitte: Wenn unser Speicher voll ist, dann hinterfrage nicht unsere Motive für den Rückzug, bezweifle nicht unsere Sympathie, Zuneigung oder unsere Liebe. Wir können in diesem Moment einfach nicht. Wir brauchen ein Reset in der Stille. Menschen in unseren Räumen, auch wenn sie sich selbst noch so ruhig verhalten, haben einen Energieradius, der für uns wahrnehmbar ist und als ruhestörend empfunden wird.

 

Als hochsensible Person kannst du deinen Beitrag leisten, indem du dir einfach klar machst, dass der andere gerade in seiner Welt, in seinem Universum ist und keinen Zugang zu deinem hat. Wie die Oliven auf dem Bild, jeder schwimmt in seinem Topf und kann den Inhalt der anderen Töpfe nicht sehen. Es ist einfach so. Respektiere ihn so, wie du auch seinen Respekt für dein Universum brauchst. Und: Teile deine Bedürfnisse nach Ruhe mit, frühzeitig, bevor du ausflippst und deine Gabe benutzt, indem du seinen wunden Punkt erspürst, um ihn so tief zu verletzen, dass er sich von dir abwendet und du so deine Ruhe kriegst. Ja … auch wir sind nicht unschuldig.

 

Und abschliessend lege ich euch allen ans Herz: Tut euch zusammen, übt euch in gegenseitigem Verständnis und Respekt. Wo der eine ein gutes Gespür für Menschen, Trends, Details oder den richtigen Zeitpunkt hat, glänzt der andere mit Tatkraft, Struktur und Ausdauer. Ihr werdet ein unschlagbares Team, privat oder beruflich, und könnt eure Leben gegenseitig ungemein bereichern.

  

Viel Freude!


herzlichst,
 

Gabriela

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Susanna Andreini (Dienstag, 08 Oktober 2019 22:34)

    Als Hochsensible finde ich mich in diesem Text sehr wieder! Toll auf den Punkt gebracht.
    Mögen diesen Artikle viele Hochsensible und Durchschnittlich-Sensible lesen und einander besser verstehen!

  • #2

    Gabriela (Dienstag, 08 Oktober 2019 23:21)

    Ohhh ja, genau nach meinem Sinn! Herzlichen Dank für deinen Beitrag!

Gabriela Linder

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